Interview von Francine Closener mit dem Lëtzebuerger Journal

"Neue Ideen"

Interview: Lëtzebuerger Journal (Cordelia Chaton)

Lëtzebuerger Journal:
Frau Closener, in Luxemburg mangelt es nicht gerade an Initiativen für Frauen. Warum jetzt noch eine?

Francine Closener: Vergangenes Jahr hatten wir in den USA Kontakt zu einem Frauennetzwerk, bei dem es vor allem um Venture Capital ging, insbesondere für soziale und technologieorientierte Programme. Das war der Beginn. Zurück in Luxemburg haben wir eine Task Force gegründet, um die Idee auszuarbeiten und Unternehmerinnen zu unterstützen. Die Mitglieder der Task Force, Larissa Best, Stephanie Damge, Aude Lemogne, Isabelle Lentz, Isabelle Massard, Carole Muller, Hedda Pahlson-Moller, Christiane Wickler, Carole Retter und Sasha Baillie haben dann eine vom Wirtschaftsministerium finanzierte Studie gemacht, um zu sehen, was fehlt. Wir haben festgestellt, dass es schon viel gibt. Aber wenn eine Frau Unternehmerin sein will und eine Familie haben, gibt es Lücken. Darüber hinaus suchen Frauen weniger oft Kapital im Ausland und wachsen auch nicht so rasant, nicht zuletzt, weil ihnen beim Kampf um Risikokapitalgeber der Punch fehlt.

Lëtzebuerger Journal: Wie wollen Sie die Lücken füllen?

Francine Closener: Demnächst geht eine Internetseite an den Start. Da geht es um Gleichstellung und Freiheit, sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Wir wollen Daten, denn es gibt noch nicht genug. Und wir wollen Austausch, Promotion und Weiterbildung. Im Grunde geht es darum, die verschiedenen Initiativen zu vernetzen. Mir liegt das am Herzen, nicht ein feministisches Projekt zu haben, sondern ein gesellschaftliches. Wir wollen wirklich ein Gleichgewicht. Die Seite soll ein Ausgangspunkt zur Vernetzung und Übersicht sein.

Lëtzebuerger Journal: Warum sollten Unternehmen Frauen fördern oder Investoren in sie investieren? 

Francine Closener: Zahlen belegen: In jenen Unternehmen, in denen Frauen an der Spitze stehen, sind Umsatz und Resultate besser. Gleichheit ist im Sinne der Wirtschaft. Darüber hinaus führt das Wirtschaftsministerium für das Gleichstellungsministerium auch ein Monitoring über Verwaltungsräte durch. Zwischen Januar 2015 und Juni 2016 ist die Zahl der weiblichen Verwaltungsratsmitglieder in den 95 öffentlichen Einrichtungen und sonstigen Gesellschaften, an denen der Staat Anteile hält, von 21,75 Prozent auf 25,66 Prozent gestiegen. Wir kommen unserem politischen Zahl zwar langsam, aber dennoch stetig näher.

Lëtzebuerger Journal: Und wo finden die Männer ihren Platz?

Francine Closener: Das Projekt ist ein Think Tank, der jedem offen steht. Wir wollen auch gern Männer als Mitglieder. Denn wenn Männer sich zu viel um Kinder kümmern, werden sie auch oft diskriminiert. Ein Resultat des Think Tanks könnte möglicherweise ein Gründerzentrum für Eltern mit Kinderbetreuung sein, wie es das in anderen Städten schon gibt.

Dernière mise à jour