Interview mit Lex Delles im Tageblatt

"Urlaubsdestination Luxemburg und die Sehnsucht nach Regen"

Interview: Tageblatt (Sidney Wiltgen)

Tageblatt: Luxemburg ist auf der Weltausstellung vertreten, um "Visibilität für das Großherzogtum" zu schaffen. Was bedeutet das überhaupt?

Lex Delles: Eine Weltausstellung bietet einfach die Möglichkeit, sich der Welt zu präsentieren. Das ist besonders für Luxemburg auswirtschaftlicher Sicht, aber auch für den Mittelstand und den Tourismus wichtig, weil die ganze Welt hier zusammenfindet. Ich bin auch sehr glücklich darüber, dass der Erbgroßherzog ebenfalls vor Ort ist, da er uns bereits viele Türen geöffnet hat.

Tageblatt: Warum ist denn gerade Dubai interessant für Luxemburger Betriebe?

Lex Delles: Wirtschaftsminister Franz Fayot war schon vor einigen Wochen zur Vorstellung von Luxemburgs Weltraumsektor hierin Dubai. Zusätzlich sind aber mittlerweile 30 Luxemburger Unternehmen vor Ort aktiv. Mit der "Made in Luxembourg"-Woche konnten weitere Luxemburger Betriebe ihre Produktevorstellen. Zwölf Unternehmen waren hier als "Be to see" (wörtlich: Sein um zu sehen) [sic Tageblatt] oder haben in Form einer "Be to be"(wörtlich: Sein um zu sein) [sic Tageblatt] nach Partnern Ausschau gehalten. Ein Luxemburger Unternehmen, das mitgereist ist, hat sich auf die Säuberung von Solarpanels spezialisiert und ist hier – in Dubai, aber auch dem Rest der Region– auf der Suche nach neuen Absatzmärkten. In dem Punkt ist der Austausch mit den lokalen Behörden extrem wichtig, um den Willen nach einer internationalen Expansion zu vereinfachen. Internationalisierung ist derzeit ein großes Thema in den Luxemburger Unternehmen, um neue Märkte zu erschließen. Über den Weg der Weltausstellung und der Unterredungen am Rande der Expo wollen wir diesen Prozess vereinfachen.

Tageblatt: Sie haben sich am Nachmittag mit dem CEO des Dubai SME getroffen. Was kann Luxemburg von Dubai lernen?

Lex Delles: Der Austausch heute Morgen war sehr erkenntnisreich. Wir haben vor allem darüber gesprochen, wie sich Luxemburger Betriebe möglichst problemloshier ansiedeln können. Dieses sogenannte "Soft Landing" für kleinere und mittelständische Betriebe wollen wir weiter vereinfachen, da Dubai ein sehr attraktiver Markt für viele Unternehmen aus Luxemburg ist.

Tageblatt: Wie können beide Länderdiese Probleme denn angehen?

Lex Delles: Es gibt eine Vielzahl an Problemen, die in beiden Ländern quasi gleich sind. Das sind einerseits administrative Hürden, die Frage, wie Unternehmer zu finanziellen Mitteln kommen, und Fragen über den Wachstum der Unternehmen werden sich sowohl in Dubai als auch in Luxemburg gestellt.

Tageblatt: Die Luxemburger Präsenzhier auf der Weltausstellung und vor allem der Luxemburger Pavillon sind von Anfang an umstritten. Hat sich der Aufwand letzten Endes gelohnt?

Lex Delles: Ich glaube nicht, dass man einen Strich ziehen kann und mit einer Liste das Erreichte aufzählen kann. Bei allen Missionen und Unterredungen wird natürlich ein Fazit gezogen. Den genauen Mehrwert auf den Eurogenau berechnen ist jedoch nicht möglich. Alles in allem ist unsere Präsenz besonders in den Bereichen, die ich hiervertrete, aber nötig, um Luxemburg zu einer besseren Visibilität zu verhelfen und als das Land zu positionieren, das es eben ist: ein vielfältiges und ökonomisch diverses Land.

Tageblatt: Am Montag starten die Luxembourg Tourism Days. Was verbirgt sich hinter dem Namen?

Lex Delles: Die Luxembourg Tourism Days starten am Montag und enden am Freitag. Wir haben verschiedene Regionen und Thematiken aus Luxemburgs Tourismuslandschaft, die sich hier in Dubai präsentieren. Deshalb wurde der Luxemburger Pavillon ja auch dementsprechend aufgebaut und die verschiedenen Luxemburger Regionen vorgestellt. Andererseits wollen wir auch unser kulturelles Erbe und Luxemburger Traditionen vorstellen. Luxemburger Unternehmen, die in den verschiedenen Bereichen aktiv sind, werden sich hier auf der Expo vorstellen. So haben wir Hersteller von "Péckvillercher" hier in Dubai, die dieses Kulturgut hier vorstellen werden. Zudem ist ja eine ganze Business-Delegation aus Luxemburg vertreten, wo Tourismusunternehmen aus Dubai mit Luxemburger Akteuren verknüpft werden. Heute Morgenwurden wir zum Beispiel gefragt, ob es in Luxemburg regnet. Die Bevölkerung hier vor Ort sehnt sich ganz konkret nach Urlaubsdestinationen, in denen es auch regnen kann.

Tageblatt: Die Delegation vor Ort hat die Aufgabe, den Luxemburger Tourismussektor zu fördern. Warum findet die Mission in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt, in denen die Menschenrechtslage so prekär ist?

Lex Delles: Wir haben hier eine Chance als Tourismusministerium, Luxemburg dank der Weltausstellung als Urlaubsdestination zu präsentieren und neue Gelegenheiten zu suchen und wahrzunehmen.

Tageblatt: Trotzdem stellt sich die Frage: Warum suchen wir diese Gelegenheiten nicht in einem anderen Land, indem Journalisten nicht verfolgt und Frauen nicht diskriminiert werden?

Lex Delles: Das ist ein sehr breites Thema, das nicht unbedingt der Zielsetzung unserer Mission entspricht. Das Thema wird aber immer wieder von der Europäischen Kommission in informellen Gesprächen angesprochen. Luxemburgs Außenminister steht ebenfalls in einem ständigen Austausch mit den entsprechenden Gremien. Außerdem sind einige Fortschritte zu erkennen – auch wenn diese nicht ausreichen. Durchaus gibt es noch Aspekte, in denen weitere Entwicklungen nötig sind. Ich bin deshalb der Meinung, dass es wenig sinnvoll ist, Türen zuzuschlagen, sondern einen Dialog aufrechtzuerhalten, um auch in Zukunft über Differenzen reden zu können.

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