''Glücklich über das Luxusimage''

Interview: Tina Noroschadt (Revue)

Revue: Luxemburg soll zum Einkaufszentrum der Großregion werden. Wo steht das Projekt?

Francine Closener: Es hat sich zu einer Successstory entwickelt. Die Hauptstadt kann den Wettlauf mit Trier und Metz gewinnen, es läuft sehr gut. Demnächst kommt noch das "Royal Hamilius". Dort entstehen 600 neue Arbeitsplätze. In Gasperich eröffnet Auchan 2015 ein riesiges Einkaufszentrum. Das schafft 1.700 neue Arbeitsplätze. Delhaize will auch expandieren. Luxemburg hat viele Vorteile, sonst würden diese großen Ketten nicht kommen.

Revue: Gehen Sie zum Shoppen ins nahe Grenzgebiet?

Francine Closener: Immer weniger, weil es eigentlich in Luxemburg alles gibt.

Revue: Gibt es für die vielen Einkaufszentren hier noch genügend Kunden?

Francine Closener: Ja, das denke ich! Nur wenn es sich für die Geschäfte auch rentiert, kommen sie zu uns. Das Großherzogtum ist ein Einwanderungsland, das stark wächst und auch zukünftig weiter wachsen wird. Zudem leben hier viele Menschen mit einem hohem Einkommen und einer hohen Kaufkraft.

Revue: In Krisenzeiten sinkt die Kaufkraft. Wie ist das hier?

Francine Closener: Luxemburg ist keine Insel, aber die Krise hatte wenig Auswirkungen auf die Kaufkraft. Laut Prognosen werden unsere Arbeitslosenzahlen ab dem zweiten Quartal 2015/ Anfang 2016 wieder sinken. Unser Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2014 ist gut und liegt bei 3,8 Prozent. Einen Einbruch der Kaufkraft ist unwahrscheinlich, auch weil die Inflation niedrig ist. Trotz Krise ist der Umsatz in den letzten vier Jahren im hiesigen Handel um eine Milliarde Euro höher ausgefallen als in den vier Jahren zuvor.

Revue: Hat der Stater Einzelhandel ein Imageproblem?

Francine Closener: Nein, das glaube ich nicht. Es gibt zwar viele Luxusläden, aber die gibt es auch in anderen Großstädten. Für die Innenstadt und unser Land ist die Entwicklung gut, denn viele Touristen aus Asien und Osteuropa kommen nur deswegen hierher. Wir könlen glücklich sein, dass wir dieses Luxusimage haben. Natürlich gibt es auch viele Leute, die mit diesen Läden nichts anfangen können. Andere behaupten, dass die kleinen Läden das Nachsehen haben. Dem stimme ich nicht zu, denn auch sie haben viele Möglichkeiten, gute Geschäfte zu machen.

Revue: Der Tram soll ab 2017 fahren. Welche Auswirkungen hat das für die Kunden und Geschäfte?

Francine Closener: Der Kunde kann bis vor die Tür fahren, das Shoppingerlebnis wird verbessert. Die Übergangszeit wird durch die Bauarbeiten nicht einfach. Es gibt Möglichkeiten, das abzufedern. Ein runder Tisch mit allen Akteuren wäre sinnvoll, um Lösungen zu finden. Ich verstehe die Ängste der Geschäftsleute, einige werden finanzielle Einbußen erleiden. An einer Lösung wird gearbeitet.

Revue: Warum sind unsere Öffnungszeiten noch so unflexibel?

Francine Closener: In den letzten Jahren hat ein Umdenken eingesetzt. Ich bin im Prinzip für liberalere Öffnungszeiten. Es muss mit allen Sozialpartnern abgesprochen sein. Dabei gibt es heute schon Möglichkeiten: Jeder Laden kann jeden Sonntag bis 13 Uhr öffnen. Es gibt aber kaum Geschäfte, die mitmachen. Flexiblere Öffnungszeiten bedeuten auch, dass die Leute sie nutzen und dass auch die Restaurants und Cafés mitziehen. Viele kaufen gerne im Grenzgebiet ein, weil das Angebot größer ist, die Preise günstiger und der Service besser... In den letzten Jahren ist hier in Sachen Service viel passiert. Dennoch haben wir Nachholbedarf. Ein guter Kundendienst ist ein wichtiges Argument, um im Konkurrenzkampf mit der Großregion, aber auch mit dem Onlinehandel mitzuhalten. Was die Preise anbelangt, ist es schwieriger. Viele müssen ihre Ware über Zwischenhändler einkaufen. Das ist ein Problem, auf das das Wirtschaftsministerium die EU -Kommission wiederholt aufmerksam gemacht hat. Die EU -Kommission will es ändern.

Revue: Viele kleine Läden beklagen sich über die hohen Mieten in der Hauptstadt. Zu Recht?

Francine Closener: Unsere Mietpreise im Zentrum liegen nur etwas über denen der Metzer Innenstadt. Im Vergleich mit Basel, Zürich, Düsseldorf sind unsere Mieten sogar niedriger. Die alte Regierung hat ein Gesetzesprojekt über den "bail commercial" eingereicht. Das haben wir zurückgezogen. Verbesserungen sind notwendig - in Bezug auf das "pas-de-porte" oder den Mieterschutz gegenüber den willkürlichen Entscheidungen des Vermieters. Ich bin skeptisch, was das Festlegen von Höchstgrenzen bei Mietpreisen anbelangt. Das Geld wird immer seinen Weg finden. 


Dernière mise à jour