Interview de Francine Closener avec le Luxemburger Wort

"Das Tourismusgeschäft ist ein wichtiger Pfeiler des Nation Branding"

Interview: Luxemburger Wort (Michèle Gantenbein)

Luxemburger Wort: Die Regierung hat sich das Konzept Nation Branding zu eigen gemacht: Luxemburg als Marke. Wie schlägt sich das Konzept im Tourismus nieder?

Francine Closener: Luxemburg ist in der Welt als Finanzplatz bekannt, aber kaum als touristisches Land. Das Nation Branding verhilft uns zu einem positiven Image. Die positiven Botschaften locken automatisch Touristen hierher. Umgekehrt trägt der Tourismus natürlich auch zum Nation Branding bei. Das Tourismusgeschäft ist ein wichtiger Pfeiler des Nation Branding. Ein Beispiel hierfür ist das Luxembourg House, das vor Kurzem seine Türen in der Hauptstadt geöffnet hat.

Luxemburger Wort: Steht das Konzept Nation Branding schon?

Francine Closener: Wir haben ein Profil erstellt, das für alle Bereiche gilt, sei es im Tourismus, im Finanz- oder Kulturbereich. Der rote Faden steht also. Die konkrete Umsetzung kommt später. Ich werde das Konzept in Kürze im zuständigen parlamentarischen Ausschuss vorstellen.

Luxemburger Wort: Inwiefern hatte der Regierungswechsel eine Änderung in der Ausrichtung des Tourismus zur Folge?

Francine Closener: Der Weg, der vor einigen Jahren in Sachen Vermarktung eingeschlagen worden ist, war richtig. Jetzt feilen wir an der Professionalisierung. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Reform des Office national du tourisme. Das ONT wird in ein Groupement d'intérêt économique umgewandelt, vergleichbar mit der deutschen Interessengemeinschaft. Ziel ist es, den Privatsektor verstärkt mit ins Boot zu holen: die Handelskammer, Luxair und auch die CFL. Auch die regionalen Tourismusverbände werden im GIE vertreten sein. Außerdem schaffen wir einen fünften regionalen Tourismusverband, der einen Teil des Zentrums und den Westen abdeckt. Der Startschuss fällt Anfang 2016.

Luxemburger Wort: Was hat diese Region touristisch zu bieten?

Francine Closener: Der Westen hat eine intakte Natur mit interessanten Fahrrad- und Wanderwegen, aber auch kulturelle Sehenswürdigkeiten. Wir haben eine Umfrage bei den Gemeinden gestartet, um zu erfahren, was man aus ihrer Sicht touristisch anbieten sollte. Daraus erstellen wir ein Konzept für das neue ORT und geben ihm dann auch einen Namen.

Luxemburger Wort: Was sind die touristischen Vorzüge, auf die das ONT sich konzentriert?

Francine Closener: Die Wander- und Fahrradwege, also die Natur. Ein weiterer wichtiger Pfeiler ist der Geschäftstourismus. Er macht im Hotelgewerbe 60 Prozent des touristischen Geschäfts in Luxemburg aus. Wir wollen den Kongresstourismus weiter ausbauen. Mein Wunsch wäre, eine einzige landesweite Anlaufstelle zu schaffen, ein nationales Convention Office sozusagen, das Packages nach Maß anbietet.

Luxemburger Wort: Das Ministerium ist für die Ausarbeitung der Strategie zuständig, das ONT für das Marketing. Wo muss nachgebessert werden?

Francine Closener: Wir müssen Luxemburg noch besser vermarkten. Luxemburg-Touristen sind generell sehr zufrieden mit der Leistung, die sie erhalten, allerdings ist Luxemburg als touristisches Land noch weitgehend unbekannt. Wir müssen mehr tun, um noch mehr ausländische Besucher anzulocken. Für viele Ausländer sind wir ein Transitland. Unsere Angebote lassen sich sehen, aber wir könnten z. B. noch mehr Indoor-Aktivitäten anbieten, was ja auch im Fünfjahresplan so vorgesehen ist. 

Luxemburger Wort: Was wird getan, um die Vermarktung zu verbessern?

Francine Closener: Wir nehmen an spezialisierten Messen teil, z. B. in den Bereichen Weintourismus, Wandern oder Radfahren. Der Internetauftritt ist sehr wichtig und die Wirtschaftsmissionen, bei denen immer auch Werbung für Luxemburg als Tourismusstandort gemacht wird. In Japan und Korea sind wir auf großes Interesse gestoßen. Ein anderer vielversprechender Markt sind die USA. Viele Amerikaner haben großes Interesse an Luxemburg, allein wegen der gemeinsamen Kriegserinnerung. Das gilt nicht nur für die ältere Generation. 

Luxemburger Wort: Was ist aus der Idee geworden, Aufenthalte und Hotels online direkt über das ONT zu buchen?

Francine Closener: Das war wegen des Statuts des ONT als Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht bisher nicht möglich. Ab 2016 wird dies möglich sein. Der Vorteil dabei ist, dass ein Teil des Geldes nicht an eine internationale Buchungsfirma geht, sondern an das ONT zurückfließt und somit erneut zur Vermarktung Luxemburgs als Tourismusstandort zur Verfügung steht. 

Luxemburger Wort: Wie wollen Sie den asiatischen Markt noch weiter erschließen?

Francine Closener: Für uns ist vor allem der chinesische Markt wichtig. Er hat zwei Zielgruppen. Eine neue Zielgruppe ist die Bevölkerung der Provinz Henan. Die andere Zielgruppe sind die Chinesen, die schon einmal in Europa zu Besuch waren und dann auch kurz in Luxemburg Halt gemacht haben. Unser Ziel ist es, sie gezielt für einen längeren Aufenthalt in Luxemburg anzuwerben. 

Luxemburger Wort: Wie sieht es mit den nahen Märkten aus?

Francine Closener: Der deutsche Markt hat um zehn Prozent zugelegt und bietet noch viel Potenzial. Deutsche sind Hotelgänger.

Luxemburger Wort: Sind unsere Hotels auf die vielen Touristen ausreichend vorbereitet?

Francine Closener: Viele Hotelbetreiber haben in den vergangenen Jahren nicht investiert oder aufgehört. Die Hauptstadt ist gut gerüstet, aber über Land ist das nicht immer der Fall. Hier brauchen wir dringend Investoren. In Grundhof bahnt sich ein interessantes Projekt an. Die ersten Gespräche mit dem Investor waren vielversprechend. Mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen.

Luxemburger Wort: Wie läuft das Campinggeschäft?

Francine Closener: Der Campingtourismus erlebt gerade einen größeren Wandel, weg vom traditionellen Camping hin zu Glamping, ein Mix aus Glamour und Camping. Holzzelte, Bungalows, große Familienzelte oder Baumhäuser ersetzen nach und nach die herkömmlichen Zelte und Wohnwagen. Campingplätze mit diesen neuartigen Wohnformen erleben einen regelrechten Boom. Der Trend geht auch in Richtung Campingears. 

Luxemburger Wort: Welche Nischen wollen Sie ausbauen?

Francine Closener: Ich denke da z. B. an Oldtimer-Fans, eine reife und vermögende Zielgruppe, für die wir genau das Richtige zu bieten haben: eine intakte Natur, eine gute Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten. Ich könnte mir vorstellen, zusammen mit den Hotels Packages anzubieten, etwas, das wir ohnehin noch weiter ausbauen sollten, z. B. im Zusammenhang mit sportlichen oder musikalischen Großveranstaltungen: Marathon, Rock -a -Field usw. Der Trend geht in Richtung Ferien nach Maß. 

Luxemburger Wort: Wann kommt der Gesetzentwurf zur Hotelklassifizierung?

Francine Closener: Wir überarbeiten den Gesetzentwurf und hoffen, ihn im Herbst an den Staatsrat weiterleiten zu können. Wir wollen eine moderne und freiwillige Klassifizierung einführen, nicht nur für Hotels, sondern für alle touristischen Beherbergungsformen. Das macht aber nur Sinn, wenn genügend Betriebe mitmachen. Die neue Regelung ist wichtig für die Qualität der Hotels und die Information der Gäste. Wir denken in diesem Zusammenhang auch über einen Innovationswettbewerb für die gesamte Tourismusbranche nach.

Luxemburger Wort: Funktioniert die Verbindung zwischen dem ONT und den einzelnen touristischen Akteuren?

Francine Closener: Noch nicht ganz. Bis vor einiger Zeit hat jede Region ihr eigenes Ding gemacht. Das ändert sich langsam. Heute sind die ORT auf regionaler und das ONT auf nationaler Ebene als Ansprechpartner für die lokalen Akteure mehr und mehr anerkannt. Das hat aber eine Weile gedauert. 

Luxemburger Wort: Was ist aus touristischer Sicht von der Ratspräsidentschaft zu erwarten?

Francine Closener: Wir rechnen mit bis zu 30.000 Delegierten, 50.000 Übernachtungen, 500 offiziellen Mittagessen und 250 Abendessen. Wir können zeigen, was wir drauf haben.

Luxemburger Wort: Davon profitiert aber nur die Hauptstadt ...

Francine Closener: Wir haben uns aus Kosten- und aus Logistikgründen auf die Hauptstadt beschränkt. Wir erhoffen uns aber, dass einige Besucher zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehren werden, sei es beruflich oder privat.

Luxemburger Wort: Entlegenere Regionen haben also nichts von der Présidence ...

Francine Closener: Jeder Tourist, der hierher kommt, ist ein gewonnener Tourist, egal wo er hingeht. Wir sollten uns als Land begreifen und national. bzw. regional denken. Kirchturmpolitik bringt nichts.

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